Tantra und Liebe
„Nur wer frei in seiner Wahl ist, kann verantwortlich handeln“. Das Zitat von Heinz von Foerster hat in seiner Einfachheit eine schöne Tiefe. Wenn Jemand dich dazu zwingen will in einen bestimmte Art zu handeln, und so eine Macht hat, dass du nichts anderes machen kannst, als seinen Befehl zu folgen, dann musst du aufgeben die Verantwortung zu nehmen. Das Prinzip wird überall auf der Welt in einem Gericht verwendet.
Die Sehnsucht nach Freiheit
Die Sehnsucht nach Freiheit ist wohl etwas Grundlegendes? Nicht nur für Menschen, aber für alle Lebewesen. Ein Tier, das eingesperrt wird, wird auch das fast Unmögliche versuchen, um wieder frei zu kommen. Wenn wir z.B. Hindernisse in unserem Atmen spüren sorgt ein Impuls in uns dafür, dass wir sofort versuchen diese Begrenzung zu überwinden. Es ist, als ob Lebenskraft selbst mit Freiheit verbunden ist.
Wenn wir von Tantra und Liebe reden dann spielt Freiheit auch eine entscheidende Rolle. Liebe kann nicht bedingt werden. Wenn ich in meiner Liebe zu Jemand etwas für mich persönlich suche, hat sie sich dann nicht ins Handeln verwandelt? Der Satz: „Ich liebe dich, weil du so gut aussieht“ funktioniert wohl auch nur als eine Liebeserklärung mit kurzer Sicht? Am den Tag an dem ich nicht länger schön bin, ist die Liebe dann weg? Jedem Maßstab den wir in unserer Sichtweise einführen funktioniert so. Jeder Vergleich bedingt: „Du bis der größte, beste, schönste, kleinste, herrlichste, witzigste, schrecklichste, spannende, kluge …. und DESWEGEN liebe ich dich“. Die Liebeserklärung knüpft sich an Eigenschaften und Fähigkeiten? Ich muss was leisten als Gegenleistung für deine Liebe?
„Ich bin so glücklich gewesen dich bekommen zu haben“. Ja es klingt „Liebend“, und steckt in dem Satz nicht wieder ein Maßstab? Wie Glücklich bist du auf einer Skala von 1 bis 10? Und was mit dem Word „Bekommen“? Bist du mein? Gehörst du mir? Und wo bleibt die Freiheit dann?
„Ich liebe dich mehr als Jemand sonst“ drückt auch eine Skala aus. Warum tust du das? Ist es wohl, weil du etwas für dich in diesem Gefühl holen kannst? Genau so als wenn du sagst: „Ich liebe dich, weil ich mich in deiner Nähe geliebt fühle, und mich selbst mag“. Mit anderem Worten: Wenn in meiner Liebe nichts für mich ist – Nähe und das Gefühl geliebt zu sein – dann ist es nicht so sicher, dass ich dich lieben kann?
Entweder empfinden wir Liebe für Alle, oder für niemand. Liebe schließt nichts aus, sondern umarmt Alles. Liebe ist Freiheit.
„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!“ Auf diesem Gebot haben sich Glaubensrichtungen überall auf der Welt einigen können. Das Gebot ist wohl ein Paradoxon? Niemand kann wohl auf Kommando lieben? Liebe funktioniert jenseits von jeder Forderung und jedem Gesetz? Liebe kann sich selbst nicht verlangen.
…Und wenn ich meine Welt liebend beobachten will, beinhaltet das nicht auch, dass ich mich selbst liebend ansehen kann? Kann ich überhaupt jemanden oder “Etwas” in Liebe sehen, wenn ich mich vorher selbst bedingt habe?
Liebe hat keine Richtung
Liebe hat keine Richtung oder richtet sich nicht auf einen Gegenstand. Wenn sie auf etwas „gerichtet“ wird, wird die Liebe zu Anderem ausgeschlossen.
Liebe IST eine Art wie ich in der Welt bin. Eine Art und weise zu Sehen, zu Hören, zu Schmecken, zu Riechen, zu Spüren und sich zu Bewegen. Ist eine Kunst des Wahrnehmens.
Alles was mich Unfrei macht, wird als Hindernis vor Liebe stehen.
Jede Moral, Regel, Wertung, Urteil, Autorität, Ideologie, Religion wird sich in dem Weg zu Freiheit stellen. Sogar meine Sprache vermittelt eine Schablone wodurch ich meine Welt beobachte. Jedes Wort das ich benutze zeigt auf etwas hin. Nenne ich z.B. ein Tier: “ein Hund“, habe ich ihn schon einen Wert gegeben und ihn von einem Fuchs unterschieden. Meine Sprache funktioniert wie ein Mittel zur Ordnung und Kategorisierung, wie eine Methode, wodurch ich kommunizieren und mich mit Menschen beziehen kann – in Beziehung treten. Kein Wort (außer das Wort „Wort“ ) ist was es bezeichnet, und durch Wörter bekommen wir keine Verständnis für das Leben selbst. Wir können uns vielleicht miteinander verständigen, indem wir glauben, dass die Wörter die wir verwenden die gleichen Bilder in uns hervorrufen, wohl wissend, dass sie es wahrscheinlicht NICHT tun.
Kann ich dann Liebe durch Wörter erkennen? Nein, Liebe muss wortlos sein und jenseits von Wörter, Zeichen und Bedeutungen leben.